BRD, 2011
Dauer: ca. 28:00 min
Eine Sendung von Florian Beck und Christian Schnelting
Im Fachwerkhaus auf großer Fahrt
Harald Busse machte im letzten Jahr seinen Traum wahr – und baute sich ein schwimmendes Fachwerkhaus mit Wohnküche, vollwertigem Bad und Außenbordmotor. Damit schippert der ehemalige Bauunternehmer und heutige Immobilienmakler mitunter wochenlang über Elbe, Spree und die Seen rund um Berlin. Dass sich dabei mancher über seinen Haus-Boot-Zwitter wundert und seinen Augen kaum traut, wenn er zum Unterfahren einer Brücke das Schilfdach einklappt, nimmt er gern in Kauf. Denn wo immer er festmacht – er hat sein Nest schon dabei. Denn das Fachwerkhaus auf zwei Pontons vermittelt ihm Ruhe und Geborgenheit – „und wenn es regnet und das Schilf im Wind rauscht, dann fühle ich mich wie früher an der Ostsee bei meiner Oma.“
Schutz und Rückzug im Kloster
Seit 1093 ragen sie aus dem Wald am Laacher See in der Vulkaneifel – die Türme des Klosters Maria Laach. Seither bieten die Klostermauern Schutz, Geborgenheit, Rückzugsmöglichkeit – nicht nur für ihre Bewohner: Adenauer brachte sich 1933 in Maria Laach aus der Schusslinie der Nationalsozialisten, gerade wird der Gästetrakt des Klosters erneuert, wo sich Ruhe oder geistige Inspiration Suchende einquartieren können. Den rund 50 Benediktiner-Mönchen von Maria Laach bietet das Kloster Raum zu Kontemplation nicht nur in Gebeten und Gottesdiensten: Seit Jahrzehnten malt Pater Joseph hier seine Stilleben und christlichen Bilder – für ihn Gelegenheit nicht nur zur kreativen Entfaltung, sondern auch zur Meditation. Diesen (Frei)-Raum nutzt auch Pater Petrus, der in Maria Laach seit 36 Jahren an sich arbeitet und seine Ich-Findung vorantreibt, während Pater Kilian zur Zeit an seiner Töpferscheibe am liebsten in Ruhe gelassen wird: Er steht kurz vor seiner feierlichen Profess, die ihn auf immer an Maria Laach bindet.
Leben im Ledigenheim
Das Ledigenheim München – europaweit die letzte Einrichtung ihrer Art. Hier wohnen 400 Männer, die sich sonst keinen Wohnraum in München leisten können – und mancher von ihnen hat sich auch in diesen bescheidenen Verhältnissen sein ganz persönliches Nest auf sieben Quadratmetern gebaut. Zum Beispiel: Dieter Phillip. Ihm ist das in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts eröffnete Ledigenheim seit 34 Jahren ein Zuhause – und seit er in der Pforte des Heims auch arbeitet, ist er ein Teil des Herzens dieses Heims geworden.
Ein Nest auf vier Rädern
Ein Nest, eine Gemeinschaft besonderer Art haben sich die Mitglieder der Gruppierung Stattpark Olga gebaut. Sie leben in einem Wagenpark in der Aschauer Straße im Münchner Stadtteil Ramersdorf (toleriert von der Stadt bis Januar 2012) und kämpfen für die Anerkennung dieser Wohnform, die sich in anderen Städten längst etabliert hat (rund 10.000 Menschen in Deutschland leben in Bauwagen-Nestern). Martin und Sarah leben mit ihrem erst ein paar Wochen alten Sohn Miro in einem der rund 10 bunt bemalten und teils mit Aufbauten versehenen Bauwägen und LKW-Anhänger. Sie verzichten bewusst auf Platz und Komfort, um ohne Ballast und basisdemokratisch in einer Gemeinschaft leben zu können, die nach Ansicht von Sarah „fast etwas wie ein Dorf ist“.
Aufräumen ist gut für die Seele
Unterwegs mit Rita Schilke, Aufräumcoach in Berlin. Sie hat vor allem Akademiker als Kunden, die sich schwer von Dingen trennen können oder Chaos bekämpfen. Bei ihrem heutigen Besuch in einer Berliner Wohnung stehen eine unaufgeräumte Küche mit überquellender Arbeitsfläche, ein Regal mit einer wilden Uhrensammlung und ein eigentlich schon aufgeräumtes Wohnzimmer, in dem bereits wieder Chaos wächst, an. Rita Schilke nimmt sich geduldig alle Baustellen vor, gibt ihrem Klienten Tipps, die auch vielen anderen Bewohnern eines Wohn-Nests helfen können – und macht sich Gedanken über die Hintergründe von Aufräum-Problemen.