Nostalgie - Lust auf die Vergangenheit

Wer wollte nicht schon mal früher leben, wer hat nicht schon mal gedacht, die alten Zeiten seien viel besser gewesen – und wer bekommt nicht glänzende Augen, wenn Altes präsentiert, bewegt, bewahrt wird. Nostalgie kennen wir alle – und laut neuer Studien kann sie sogar angeschlagenes Selbstbewusstsein stärken. Umso interessanter, der Lust auf die Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Was wäre ein besserer Ausgangspunkt, als ein Freilichtmuseum wie der Hessenpark im Hochtaunus, wo die Vergangenheit wieder zum Leben erweckt wird. Moderatorin Andrea Ballschuh lässt sich hier nicht nur ein Brot backen, wie einst Brote gebacken wurden. Sie geht mit Torsten Halsey, dem Leiter des museumspädagogischen Programms, auch dem Wesen der Nostalgie auf den Grund, fragt, was der Manufaktum-Boom damit zu tun hat, spürt der Ostalgie nach - und erlebt bei einem Besuch in der historischen Waschküche des Hessenparks auch, wie viel Realität in der Nostalgie steckt.
Die Beiträge entführen das Publikum in die Welt der Nostalgie und schlagen einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft:

Einst betrieb sie Deutschlands erste Teddybärenklinik. Jetzt ist sie längst im Ruhestand – und liebt ihre Teddys über alles. Angefangen hat alles, als Elke Kraus, heute 71, mit Mitte 40 über Münchens Flohmärkte stromerte – auf der Suche nach ihrem Teddy. Genauer: Auf der Suche nach einem Teddy, der dem glich, den sie kurz vor der Flucht als 4-Jährige in Ostpreußen begraben hatte. Vor 45 Jahren fand sie ihn – und mit ihm viele nostalgische Erinnerungen an ihre Kindheit.  Schnell schloss sie ihren neuen, alten Teddy ins Herz und putzte ihn richtig heraus. So gut, dass Freundinnen ihr rieten, doch eine Teddybärenklinik aufzumachen. Gesagt, getan – und die Menschen rannten ihr die Bude ein. Es kamen „hauptsächlich Leute, an deren Bären tausend Erinnerungen und viel Liebe hängen“, erinnert sich Elke Kraus. Heute hat sie ihre Teddyklinik längst aufgegeben und sich stattdessen aufs Sammeln verlegt. Aber hin und wieder repariert sie für Bekannte doch noch mal einen Bären – und heilt damit so manche Seele. Mit ihrem eigenen Teddy aus der Kindheit hat sie übrigens auch traurige Seelen geheilt. Sie verkaufte ihn einem jungen Paar, das mit Tränen in den Augen vor ihr stand und darum flehte, ihn mit nach Hause nehmen zu dürfen. Elke Kraus hat damit abgeschlossen, aber das Foto aus den 40er Jahren von sich und ihrem Teddy, das hat einen prominenten Platz in ihrer kleinen Wohnung.

Patrick Zeitlmann steht als Lokführer bei Nostalgiefahrten im Großraum München am Führerstand einer historischen Eisenbahn – jedes Mal ein nostalgisches Erlebnis auch für ihn. An vielen Wochenenden im Jahr wirft er sich in seine Lokführerkluft, um in Eisenbahnnostalgie zu schwelgen. Von Eisenbahnromantik will der heute knapp 30-Jährige nicht sprechen: „Echte Eisenbahnromantik gibt es einfach nicht“, sagt er. „Es ist harte Arbeit. Im Winter ist es zu kalt, im Sommer schwitzt man.“  Dennoch will er von den historischen Eisenbahnen nicht lassen: „Ich war schon als kleiner Junge von der Technik fasziniert“, erinnert er sich. Das Eisenbahnmuseum in Donauwörth wurde sein Spielplatz. Und nach dem Maschinenbaustudium hat er den nächsten Schritt in die Vergangenheit gemacht: Den Lokführer-Führerschein. Die Tugenden der Vergangenheit in die Zukunft transportieren wollen zwei junge Unternehmer in Düsseldorf – und haben dazu den guten, alten Tante-Emma-Laden modernisiert. Er heißt „Emmas Enkel“ und soll die Tugenden des guten alten Tante Emma-Ladens mit modernen Annehmlichkeiten wie Online-Shop und Lieferservice verbinden. Denn "Emmas Enkel" ist ein Einkaufsladen-Kaffeetrink-Abhol-Nachhauseliefermarkt zum Selbstbedienen und Bedientwerden. Der Erfolg bei Alt und Jung gibt ihm recht.