Realsatire goes Realworld

BRD, 2013
Dauer: 5:30 min
Ein Beitrag von Florian Beck und Christian Schnelting

Was im letzten Jahr als Realsatire über Bauspekulation und Wohnungsnot in deutschen Großstädten begann, ist jetzt in der realen Welt angekommen: Die Aktivistengruppe „Goldgrund“ rund um Till Hofmann, den Chef der Lach- und Schieß-Gesellschaft, hat in einer Nacht- und Nebelaktion eine Wohnung in einem angeblich abrissreifen Haus mitten in München renoviert. Das Eckhaus auf dem Gelände Müllerstraße 6 gehört zu einem der wenigen Beispiele stilechter 50er Jahre-Architektur in München. Und es gehört der Stadt, die auf dem Grundstück einen Neubau erwägt. Das wollten sich die Mitglieder der „Goldgrund Family“ nicht bieten lassen – und sie haben eine der Wohnungen in dem Gebäude mit ehrenamtlicher Arbeit und einfachsten Mitteln in wenigen Tagen grundsaniert. Die Kosten hat die „Goldgrund Family“ aus eigenen Taschen bestritten. Der Grund: „Wohnraum muss her“, lässt die Goldgrund Family verlauten, „je schneller, desto besser.“ Prominente Kulturschaffende wie Dieter Hildebrandt, Mehmet Scholl, die Sportfreunde Stiller, Luise Kinseher, Marcus H. Rosenmüller, Moop Mama und andere haben die Aktion unterstützt, die in München eine Vorgeschichte hat, die in der Realsatire wurzelt: Im letzten Sommer rührte „Goldgrund Immobilien“ die Werbetrommel für ein Luxus-Wohnprojekt mitten in Schwabing, dem Spiel- und Bolzplätze zum Opfer fallen sollten.  Was als perfekt durchdachtes Immobilien-Projekt daherkam, war der erste satirische Aufschrei gegen den Wohnungs-Wahnsinn in München und anderen Großstädten. Jetzt ist die Satire in der Realität angekommen: Goldgrund hat mittlerweile ein Gutachten erstellen lassen, das belegt, dass sich das Gebäude Müllerstraße 6 gut und vergleichsweise günstig sanieren ließe. Und nach Verhandlungen prüft die Stadt nun den Erhalt des Hauses.

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