Zu Besuch bei Altgewordenen

Von der Kraft des Optimismus

BRD, 2014
Dauer: 14:30 min
Eine Sendung von Florian Beck und Christian Schnelting

Die Freunde sind fast alle weggestorben, der Alltag wird immer mühsamer - doch auch mit ihren 100 Jahren will sich Hildegard Bölter ihre positive Lebenseinstellung nicht  nehmen lassen. "Halt sag ich, Du musst bremsen, weil ich merke, dass ich körperlich nicht mehr das leisten kann, was ich früher konnte." Auch dem Tod sieht sie gelassen ins Auge: "Ich sage mir: Es kommt jeder durch. Andere schaffen es auch, dann wirst Du es ebenfalls schaffen", erzählt die lebendige, fröhliche 100-Jährige Dietrich Grönemeyer, der sie in der Nähe von Ravensburg besucht. Grönemeyer will am Karfreitag erfahren, wie uralte Menschen ihr Leben meistern - und wie sie mit dem Tod umgehen. Dabei begegnet er auch dem Schweizer Charles Eugster, der sich als fittester 94-Jähriger der Welt bezeichnen darf und sich gegen das stemmt, was er als körperlichen Verfall erlebt: " Ich möchte zeigen, dass das alt werden sehr produktiv, gewinnbringend und sehr befriedigend sein kann." Wie bewältigen uralte Menschen ihr Leben? Was ist unwichtig, was wichtig für sie geworden? Wie stellen sie sich dem Tod und dem, was danach kommt? Wie kann man die letzten Jahrzehnte seines Lebens sinnvoll gestalten? Fragen wie diesen geht Dietrich Grönemeyer zum Karfreitag nach. Dazu besucht er zwei alte Menschen, die das Leben jenseits der 90 auf ganz unterschiedliche Weise angehen: Hildegard Bölter hat sich in ihrer kleinen Wohnung damit eingerichtet, dass ihre Kreise immer kleiner werden.  Doch weiterhin bewältigt sie ihren Alltag so selbständig wie möglich - und sieht positiv gestimmt in die Zukunft. Auch wenn sie mittlerweile seltener zum Einkaufen geht, selbst wenn sie seit drei Jahren auf ihr geliebtes Schwimmen in nahegelegenen Weihern verzichten muss - sie zieht es vor, die Vorteile zu sehen: "Man hat im Alter nicht mehr so viele Lasten, nicht mehr so viele Pflichten. Man ist freier." Ganz anders geht Charles E. das Leben im hohen Alter an. Dietrich Grönemeyer begegnet ihm in seiner Heimat bei Zürich auch dort, wo der 94-Jährige wohl am häufigsten zu finden ist: Im Fitnessstudio. Der 1919 geborene Charles E. hat erst mit Mitte 80 mit dem Bodybuilding begonnen. " Ich bin Ruderer und ich habe als Ruderer trainiert, sechs Tage die Woche, das war hauptsächlich Ausdauertraining und trotz Ausdauertraining habe ich gemerkt, dass mein Körper mit 87 zerfällt. Ich habe an Muskelmasse verloren und auch an Kraft ", meint der ehemalige Zahnarzt. Dank seines Trainings konnte wieder Muskeln aufbauen - und holt sich regelmäßig Trophäen in sportlichen Wettkämpfen ab. Dietrich Grönemeyer begegnet Hildegard Bölter und Charles Eugster in ihrem höchst unterschiedlichen Alltag: Während er mit Hildegard Bölter zum Einkaufen geht, ihr bei der Pflege ihres Balkons assistiert und von ihr zum Tee eingeladen wird, erlebt er die Bemühungen von Charles Eugster, gegen den als natürlich angenommenen Verfall von Körper und Geist anzukämpfen - nicht nur im Fitnessstudio und im Ruderboot. In seinen Gesprächen mit den Beiden wird deutlich, wie herausfordernd und gleichermaßen befriedigend das Leben im hohen Alter sein kann.  Gleichzeitig wird am Karfreitag klar, wie sehr der Tod zum Leben gehört und wie segensreich es sein kann, sich damit auseinanderzusetzen. "Das ist einfach das Schicksal, alles was in der Natur lebt, vergeht und kommt irgendwie wieder", meint die 100-jährige Hildegard Bölter gelassen.

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